Von Darmstadt lernen: Inspirationen für nachhaltige Mobilität in der Ellinger Höhe

4 Dezember '24

BPD besichtigt die Lincoln-Siedlung in Darmstadt gemeinsam u.a. mit den Mobilitätsplanern für das Projekt Ellinger Höhe.

 

Ende September besichtigten unsere Projektentwickler Adrian Jukic und Tobias Pommerening, gemeinsam mit unseren Mobilitäts- und Verkehrsplanern von SHG, aus Koblenz die Lincoln-Siedlung, ein am südlichen Stadtrand gelegenes und neu entstehendes Quartier im hessischen Darmstadt. 

Für die Erstellung und Umsetzung ihres nachhaltigen und klimafreundlichen Mobilitätskonzepts ist die Lincoln-Siedlung mehrfach bundesweit ausgezeichnet worden und in Fachkreisen bekannt.

Lincoln-Siedlung

Was zeichnet das Mobilitätskonzept der Lincoln-Siedlung aus?

Die Lincoln-Siedlung ist bekannt als ein Modellquartier für auto- bzw. verkehrsreduziertes Wohnen mit den Schwerpunkten Mobilitätsmanagement, Stellplatzorganisation, flächendeckendes Carsharing und Elektromobilität. Weniger Privat-Pkws, dafür aber mehr Aufenthalts- und Lebensqualität und mehr alternative Mobilitätsangebote sollen von Beginn an den Umstieg auf nachhaltige Verkehrsmittel erleichtern und sicherstellen. Die Stadt Darmstadt setzt ohnehin auf einen breiten Verkehrsmix und bringt den Ausbau klimafreundlicher Verkehrsangebote voran. Eine Vielzahl an Verkehrsmitteln und Mobilitätsangeboten soll eine lebendige Mobilität für alle zugänglich machen, die sowohl Gruppen- als auch Individualverkehr ermöglicht. Somit hat die Lincoln-Siedlung eine sehr gute Basis, um ein Modellquartier im Stadtgebiet von Darmstadt zu sein.

Viele multimodale Angebote vor Ort gestatten es den Bewohnerinnen und Bewohner der Lincoln-Siedlung, ihre Mobilität mit einem Minimum an individuellem Autoverkehr zu gestalten. Dazu zählen insbesondere der unmittelbare Anschluss an die Straßenbahn mit einer eigenen Haltestelle als leistungsfähiges und attraktives ÖPNV-Angebot, Carsharing und E-Car-Pooling, sowie Bikesharing und E-Lastenräder. Die Beteiligung der Bewohnerinnen und Bewohner bei der Weiterentwicklung des Mobilitätskonzeptes ist dabei gewünscht und nimmt eine zentrale Rolle ein.

Zitat

Die Lincoln-Siedlung ist ein interessanter Wohnort für Menschen, die auf das Auto verzichten können.

Tobias Pommerening, Projektentwickler (BPD)

Im Wohnquartier stehen drei „mein lincolnmobil“-E-Carpooling-Fahrzeuge zur Verfügung, es gibt einen On-Demand-Shuttle „HeinerLiner“ und zahlreiche Stellplätze für (Lasten-)Fahrräder. Hinzu kommt die kostenlose Mobilitätsberatung „MobiCheck“, die Vorschläge zur Optimierung der individuellen Mobilitätsbedürfnisse liefert. Aktionstage wie die „MobiTour auf Lincoln“ und die „lincoln-mobil-Info“, ein monatlicher Informationsdienst, ergänzen das Angebot für die Bewohnerinnen und Bewohner.

Übersicht Angebot

Wissenswert ist, dass der Bauverein Darmstadt für und mit der Stadt Darmstadt die Gebietsentwicklung betreibt und sich durch diese kommunale Konstellation entsprechende Rahmenbedingungen für die Entwicklung, Investitionen sowie Realisierung und Betrieb des Mobilitätskonzeptes ergeben.

Zitat

Ich war besonders beeindruckt von der Ruhe und der hohen Lebensqualität in der Siedlung. Man merkt, dass hier die Priorität auf eine autofreie Gestaltung gelegt wurde.

Adrian Jukic, Leiter Regionalbüro (BPD)

Im Vergleich: Die Mobilitätsbausteine für die Ellinger Höhe in Koblenz

Das Mobilitätskonzept für die Ellinger Höhe umfasst ein breites Spektrum an flexiblen, nachhaltigen und zukunftsorientierten Maßnahmen, um eine attraktive Mobilität für alle zu ermöglichen – dazu zählen verschiedene Mobilitätsbausteine.

Das von uns gemeinsam mit der Stadt erarbeitete „Konzept Zukunftsstraße“ mit Mobilitätsmodulen im öffentlichen Raum beinhaltet z.B. Alternativ- und Ergänzungsangebote zum motorisierten Individualverkehr (MIV). Es sind beispielsweise Carsharing-Angebote, Fahrradverleihsysteme, sowie Abstellanlagen inklusive Ladeinfrastruktur sowie Verleihangebote für E-Scooter geplant.

Carsharing Ellinger Höhe

Eine attraktive Anbindung des Plangebietes an die bestehende Seilbahnbergstation auf dem Festungsplateau ist ebenfalls eine wünschenswerte Zielsetzung und (erweiterter) Bestandteil des Mobilitätskonzeptes für die Ellinger Höhe. Hier gibt es jedoch wesentliche noch zu klärende Abhängigkeiten in Bezug auf die Sicherstellung des dauerhaften Betriebs im Rahmen des UNESCO-Weltkulturerbes „Oberes Mittelrheintal“ sowie der Möglichkeiten zur Integration in den ÖPNV.

In enger Abstimmung mit der Stadt entwickeln und passen wir das Mobilitäts- und Verkehrskonzept so an, dass die Mobilitätsmaßnahmen und -bausteine optimal auf die sich ständig verändernden Bedürfnisse des Quartiers zugeschnitten werden und zielgerichtet eingesetzt und weiterentwickelt werden können. Hierzu könnte dann z.B. auch die Einbindung der Seilbahn gehören, wenn die nötigen Rahmenbedingungen geklärt sind.

Auf einen Blick | Lincoln-Siedlung vs. Ellinger Höhe

Gemeinsamkeiten

 

Point  Fokus auf nachhaltige Mobilität: Beide Projekte setzen auf innovative Mobilitätslösungen, um den Autoverkehr zu reduzieren, Mobilitätsangebote frühzeitig zu ermöglichen und dadurch die Lebensqualität zu verbessern.

 

Point  Carsharing als wichtiger Baustein: Bereits jetzt spielt Carsharing in beiden Projekten sowie in den Städten eine zentrale Rolle als attraktives Mobilitätsangebot und als ein mögliches Instrument zur Reduzierung von Stellplätzen.

 

Point  Bedeutung für die Nutzer: Aktuell sehen wir in beiden Projekten, dass nachhaltige Mobilität ein entscheidender Faktor für die Attraktivität des Quartiers ist.

 

Unterschiede

 

Point  Rahmenbedingungen: Die derzeit bestehenden Rahmenbedingungen, wie z.B. die städtebauliche Situation oder die kommunalen Vorgaben, unterscheiden sich erheblich.

 

Point  Verkehrssituation und -anbindungen: Stadtrandlage, Topografie und die bestehende Verkehrsbelastung auf den Straßen sind in der Ellinger Höhe anders zu bewerten als in der Lincoln-Siedlung.

 

Point  Gesellschaftliche Veränderungen: Neue Stadtquartiere, wie die Ellinger Höhe, müssen sich kontinuierlich an die sich verändernden Mobilitätsverhalten der Nutzer anpassen – hier sind wir als Experten für Gebietsentwicklungen gefragt und bringen unser Knowhow ein.

 

Point  Im Unterschied zur Lincoln-Siedlung wird auf der Ellinger Höhe ein spannender Mix aus Wohnen und Arbeiten geschaffen – dies wird das Gebiet lebendiger und offener gestalten: So entsteht ein nachhaltiges Quartier für zukünftige Generationen.

 

FAZIT

Der Besuch der Lincoln-Siedlung, einem Modellprojekt für nachhaltige Mobilität, hat uns wertvolle Erkenntnisse für die Entwicklung der Ellinger Höhe und generell für neue Stadtquartiere geliefert. Der Austausch mit den Verantwortlichen vor Ort hat gezeigt, wie vielfältig die Möglichkeiten sind, um zukunftsfähige Mobilitätslösungen in Wohnquartieren umzusetzen. Die dort gesammelten praktischen Erfahrungen bieten uns wertvolle Erkenntnisse für unsere Arbeit. Insbesondere die frühzeitige Einrichtung von alternativen Mobilitätsangeboten (sogenannte „Pull-Faktoren“) wie Carsharing-Stationen oder ÖPNV-Halte (Straßenbahn, Bus etc.) sowie die enge Zusammenarbeit mit der Kommune, Verkehrsbetrieben und Betreibern von Mobilitätsangeboten haben sich als entscheidend für den Erfolg des Projekts erwiesen. Die gewonnenen Erkenntnisse werden uns dabei helfen, auch in diesem Themenbereich die Ellinger Höhe zu einem ebenso attraktiven und nachhaltigen Stadtquartier zu entwickeln, eine hohe Lebensqualität für Anwohner und künftige Bewohnerinnen und Bewohner zu bieten und gleichzeitig einen Beitrag zum Umweltschutz und Nachhaltigkeit zu leisten. Dabei werden wir die spezifischen Rahmenbedingungen und Bedürfnisse vor Ort berücksichtigen und individuelle Lösungen entwickeln, um auch auf zukünftige Veränderungen im Mobilitätsverhalten reagieren zu können.